2013 - Der Geisterbräu
„Fallt vom Stuhl nunter, und aus is‘ – und hätt a so a schön’s Herz-Solo in der Hand g’habt!“ Plötzlich und unerwartet ist der lebenslustige Unterbräu aus dem bayerischen Dorf Burgberg Xaver Bogenrieder aus dem Leben getreten und hinterlässt seiner Witwe eine verschuldete Wirtschaft und eine marode Brauerei. Das Geschehen nach seiner Beerdigung bildet den Inhalt des Stückes „Der Geisterbräu“ von J.M. Lutz, mit dem die Heimatbühne Palling eine begeisternde Premierenvorstellung mit ausgezeichneten Laienschauspielern und aufwändigen Bühnenbildern ablieferte.
Eher sarkastisch verabschieden der Schuster Hirblinger (Andreas Perschl), Kaufmann Zöllerer (Wolfgang Helmberger) und der Metzgermeister Maichlbeck (Herbert Brandl sen.) mit einem Blick über die Friedhofsmauer ihren Spezl Xaver, während der Veteranenvorstand mit einer etwas seltsam geratenen Rede und letztendlich auch noch mit dem Wurf seines Zylinders ins offene Grab dem Unterbräu die letzte Ehre erweist. Ist doch nach Ansicht der drei Herren die Trauer „bei seine Weiber z‘ Minga drobn“ wohl mindestens genauso groß wie bei der anwesenden Trauergemeinde.
Nach dem Begräbnis sind Verwandte und Bekannte zum Leichenschmaus in den „Unterwirt“ eingeladen. Zu den anwesenden Trauergästen gehören auch der bedächtige Onkel Beppi (Konrad Huber) und die gutmütige Tante Anni (Barbara Gastager), sowie die Jungesellen, der Postsekretär Schlegelberger (Thomas Perschl), der Apothekenprovisor Körner (Herbert Brandl jun.) und der zitierfreudige Gymnasiallehrer Eichinger (Josef Jahner jun.). Während die Anwesenden auf das zu kurze Leben des Verstorbenen zurückschauen, platzt eine gewisse Lola (Kathi Tasser), die der Unterbräu offenbar in mancherlei Hinsicht geschätzt und unterstützt hatte. Sie präsentiert der ohnehin in arge finanzielle Nöte geratenen Unterbräuin (Heidi Jung) eine saftige Rechnung für „ein bisschen Garderobe“, die der Xaver spendiert, aber noch nicht bezahlt hat. Erst nach massivem Eingreifen des Bräumeisters (Christian Berreiter) ist sie bereit, das Feld zu räumen. Es ist kein Wunder, dass sich nach diesem peinlichen Ereignis die Gäste unter wohlmeinenden Ratschlägen, aber teilweise auch gezeichnet von der Bierverkostung, rasch verabschieden.
Als danach die trauernde Witwe die prekäre Lage mit dem Bräumeister bespricht, muß dieser erkennen, dass seine stille Liebe zur Unterbräuin kalt verschmäht wird. Zu seiner frustrierten Stimmung passt noch als später Gast der durstige Totengräber Geistböck (Toni Winkler), der ihm mit allerlei Schauergeschichten noch eine zusätzliche Maß Bier abschwatzen möchte und orakelt, dass der Unterbräu wegen seines unrühmlichen Lebenswandels vielleicht keine ewige Ruhe finden könnte. Auch der Schäfer Sixtus (Alfred Schroll) hat noch Durst und überzeugt schließlich den Bräumeister, dass ein „umgehender“ Unterbräu durchaus einige Chancen eröffnet. Sowohl für die Wirtschaft, als auch für die Zuneigung des Bräumeisters zur Witwe, „und heut fängt er gleich an, mit dem geistern!“
Im dritten Bild, auf dem Wirtdachboden, treffen dann zufälligerweise zwei konkurrierende „Bräu-Geister“ aufeinander. Nachdem sie sich jeweils davon überzeugt haben, dass ein „Irdischer“ gegenübersteht, geistern sie sackkarrenrollend und mit lauten „Ahuuiii“ gemeinschaftlich über der Wirtschaft und wissen noch gar nicht, welch Aufruhr sie im Dorfe Burgberg damit auslösen.
Als am nächsten Tag die Nachbarsfrauen (Gabi Gröbner, Barbara Gastager, Julia Huber) im Metzgerladen bei der Frau Maichlbeck (Agnes Gerl) einkaufen, ist die Aufregung groß. Von Schwefelgestank und glühenden Teufeln ist schon die Rede und es kann nur ein kleines Versehen sein, dass die vier Damen der Wahrheit noch ein Stückerl hinzudichten. Der auftretende Totengräber heizt mit seinen Schauergeschichten die Stimmung in der Hoffnung auf eine billige Brotzeit („teuer braucht’s ned sei, Frau Maichlbeck, Hauptsach‘ vui“) nochmal an, so dass die schwarze Erscheinung des unschuldig hereinkommenden Kaminkehrers (Wolfgang Jakobi) einen dreifachen Aufschrei und das fluchtartige Verlassen des Ladens seitens der Frauen verursacht.
Zur selben Stunde wird die Witwe Wally fast ein bisschen frohgemut, weil ihr die Zenzi (Isabella Huber) einige Aufmerksamkeiten von ihren Verehrern präsentiert. Jäh zurück in die triste Wirklichkeit reißt sie allerdings der Gerichtsvollzieher Ranzinger (Gerhard Huber), der die „Lola“-Forderung eintreiben soll. Sein Angebot, es mit der Pfändung nicht so genau zu nehmen, sollte die Witwe sich auf ihn einlassen, wird von dieser in aller Deutlichkeit abgeschmettert.
Da kein Geld im Haus ist, die Hoffnung auf fremde Hilfe kläglich versiegt und zudem der umgehende Geist nichts bewirkt außer einer leeren Gaststube, wird die Lage zunehmend hoffnungsloser. Der letzte Versuch ist ein Moratorium unter der Leitung von Rechtsanwalt Dr. Moser (Heinz Huber).
Ob die Witwe aus ihrem Schlamassel befreit werden kann und wenn ja, von wem, zeigt der turbulente Schlußakt.
Charakteristisch für dieses Stück sind vier verschiedene Bühnenbilder, die den Spielern in den Pausen handwerklich und organisatorisch alles abverlangen. Zu erwähnen sind auch die Leistungen der Helfer hinter der Bühne. Rudi Guggenberger, Rudi Pannier, Josef Gröbner und Gerold Jung sorgen für einen reibungslosen technischen Ablauf hinter der Bühne, Traudi Huber, Fini Oberlechner und Christa Märkl sind in der Maske dafür zuständig, die Spieler optisch in ihre Rollen zu stecken. Inge Sturm musste leider auf ihren Einsatz als Spieler verzichten, leistete aber wertvolle Arbeit beim Erstellen der vielen Bühnenbilder, die vor allem Traudi Huber mit großer Hingabe und zeitlichem Aufwand malte. Für die langjährige Souffleuse Gusti Grafetstetter (sorgte in über 1000 Aufführungen für textliche Sicherheit der Spieler) fand sich mit Sylvia Vogel ein adäquater Ersatz. Herausstechend ist erneut der Einsatz von Toni Winkler, der den Totengräber nicht nur hervorragend inszenierte, sondern mit präziser Regiearbeit auch den anderen Spielern zu Höchstleistungen verhalf. Die Gesamtorganisation war bei Theatervereinsvorstand Gerhard Huber erneut in guten Händen.
Als neue Vorverkaufsstelle ist im Geschäft TV-Radio Pannier, Buchetstraße 35, Tel 01573-2482937 (Mo-Fr 8 – 17, Sa. 8 – 12 Uhr). Es gibt noch Restkarten!